Friday, September 09, 2005

Hippie-Nest Essaouira





20. September. Essaouira

Der Duft von Fisch. Fahrt an die Küste nach Essaouira. Dort hat auch schon Jimi Hendrix gewohnt und wir erwarten ein veritables Hippie-Nest. Allerdings ist der Ort – im Vergleich mit dem Inland – schon recht touristisch. Uns empfängt der Duft des Meeres – die ganze Stadt stinkt nach unterschiedlichstem Müll und Fischresten.

Nachdem wir nach einigen Preisverhandlungen günstig im Hotel „Agadir“ untergekommen sind, zieht es uns an den pittoresken Hafen. Gerade erreichen einige Fischerboote den Hafen und löschen ihre Ladung. Es scheint in der Gegend eine Menge Haie zu geben, jedenfalls werden sie hier zahlreich gefangen.

Die alten Kutter machen keinen allzu Vertrauen erweckenden Eindruck und in den Docks des Hafens stehen einige besonders heruntergekommene Exemplare.

Wir setzen uns auf die große Kaimauer, den Sonnenuntergang im Rücken und schauen dem Treiben im Hafen zu. Hinter uns reicht der Ozean bis zum Horizont und danach bis in die Karibik.

Kautabak-Delirium. Martin packt seinen Kautabak aus und gibt mir etwas ab. Allerdings sagt er mir erst etwas spät, dass man die Spucke nicht schlucken darf. Mir wird total schwindelig und dusselig und ich spucke wie ein Lama um mich. Martin lacht sich kaputt während ich Fäden ziehe. Wie betrunken torkele ich eine Weile auf dem Kai herum.

Dann gehen wir Fisch essen. In einem der Kioske am Ausgang des Hafens bestellen wir Crevetten und Seesterne. Die Crevetten schmecken bekanntermaßen ausgezeichnet, die Seesterne eher interessant. Zuerst will Martin zu viel davon essen, aber die Bedienung zeigt ihm was tatsächlich essbar ist – nicht gerade viel. Nur der rote Glibber am Rand, der vor allem nach Fisch und Meerwasser schmeckt.

21. September. Essaouira.

Das Ende der Reise rückt näher, wir fangen an, Planungen für den Rest der Reise anzustellen.

Wir nutzen den Tag um uns Essaouira näher anzusehen. Für den Film Othello diente die Stadt einst als Kulisse Wir wandern den Strand entlang, beobachten einige Kitesurfer und legen uns schließlich eine Weile in die Dünen.

Den Nachbar in unserem Hotel, einen jungen, etwas fortschrittlicheren Araber fragen wir, wo er sein Bier aufgetrieben hat. Er beschreibt uns den Weg und so finden wir unser erstes arabisches Spirituosengeschäft. Die Männer, die hier ein und aus gehen sehen aus, als wären sie dem Alkohol nicht nur auf Hobby-Basis verfallen. Als wir später darauf achten, wer alles mit einer getarnten Alkoholflasche durch die Stadt unterwegs ist, dämmert uns, dass die Araber gar nicht so heilig sind, wie sie immer tun.

22. September, Oualidia.

Entlang der Küste. 5 Stunden dauert die Fahrt ins 130 Kilometer entfernte Oualidia, einem kleinen Badeort für die Bessergestellten. Öffentliche Verkehrsmittel in Marokko sind nicht zu gebrauchen, wenn man auf feste Ankunftszeiten angewiesen ist. Heute fährt unser Bus mit 90 Minuten Verspätung los und endet ausnahmsweise schon in Safi, obwohl er eigentlich bis Casablanca durchgehen sollte. Freundlicherweise kriegen wir aber die Differenz der Strecke ausbezahlt. Zusammen mit einem britischen Pärchen nehmen wir ein Grand Taxi für den Rest der Strecke. Es ist das bisher rostigste auf unserer Reise.

Auf diesen langen Fahrten merken wir, dass uns vor allem die Musik fehlt. Die Taxifahrer lassen sich zwar gerne auffordern, etwas Musik aufzulegen, aber der arabische Singsang ist einfach nichts für unsere Ohren. Das Klangerlebnis wird meist zudem durch extrem schlechte Anlagen oder kaputte Tapes beeinflusst.

Oualidia zeigt sich jetzt – nach der Saison – als relativ ödes Loch, allerdings mit schönem Strand und hohen Wellen. Unser Campingplatz liegt hinter den Dünen. Das Personal scheint nicht sonderlich helle zu sein. Als es um die Abrechnung für die Nacht geht, müssen wir dem überforderten Chef zeigen wie man die 14% für die Steuer dazurechnet.

Auch die ganze Konstruktion des Campingplatzes sieht abenteuerlich aus. Das Eingangstor für Fußgänger ist viel zu niedrig gebaut. Gleichzeitig hängt die Schranke für Fahrzeuge nur wenige Zentimeter über dem Boden.

Nachdem wir baden waren und im oberen Dorf Tajines zu Abend gegessen haben, ziehen wir uns in unser Zelt zurück – das Außenzelt können wir nicht aufspannen, weil sich keine Heringe in den Boden schlagen lassen.