Chefchaouen, 2. September 2005
Heute Morgen ist die kleine Araberin wieder gekommen, um in unserer Kifferkomune auf dem Dach von Hotel Castellan sauber zu machen. Es bereitete ihr dabei größte Freude, die leeren Plastikflaschen, die überall herumlagen, mit Schwung in die Gärten der Nachbarschaft zu befördern.
Unseren Ruhetag in Chefchaouen verbringen wir meist auf dem Dach unseres gemütlichen Hotels oder in den blau scheinenden Gassen der Medina. Die blaue Farbe an den Häusern stammt noch von den Juden, die hier früher einmal lebten. Am Abend kommen zwei Deutsche an, die wie wir VWL studieren. Endlich wieder Fachgespräche! Eine Diskussion um die Effektivität des Handelns in Marokko entbrennt.
Ein gern genutztes Argument der Marokkaner bei Preisverhandlungen ist der Reichtum der Europäer, der sie quasi verpflichtet, jeden Preis zu zahlen. Tatsache ist, dass ein Europäer, der jeden Preis zahlt, die Preise verdirbt. Sein marokkanisches Gegenüber könnte zu der Überzeugung gelangen, gar nicht mehr an zahlungsschwache Landsmänner, sondern nur noch an die per se reichen Europäer zu verkaufen.
Trotzdem ist es natürlich schwer als Europäer die gleichen Preise wie die Marokkaner zu erreichen. Diese kennen sich über die üblichen Preise besser aus und haben viel mehr Erfahrung im Verhandeln.
Um den Preis auf ein angemessenes Niveau zu drücken braucht man vor allen Dingen eine gute Ausgangsposition. Keinesfalls sollte man auf einen einzigen Handelspartner angewiesen sein. Die Erfahrung haben wir zum Beispiel gemacht, als wir in Akschour auf jeden Fall ein Taxi zurück in die Stadt brauchten. Dort gab es nur einen Anbieter, der die volkswirtschaftliche Theorie des Monopols bestätigte und seinen Preis weitgehend frei bestimmen konnte.
Ein Vorteil des Handelns für den Verkäufer ist zweifellos die Möglichkeit zur Preisdiskriminierung. Das heißt, der Verkäufer einer Ware kann bei offensichtlich höherer Zahlungsbereitschaft eines Kunden auch einen höheren Preis durchsetzen, während er sich bei zahlungsschwächeren Kunden bis auf ein gewisses Niveau, auf dem er gerade noch Gewinn erwirtschaftet herunter lässt.
Eigene Taktik. Unsere Taktik bei Verhandlungen war am Anfang unserer Reise nur sehr schwach gegenüber den Verkäufern. Aber mit einigen Tricks konnten wir den Verfall der Preise hin und wieder beschleunigen. Während ich den zaudernden, aber durchaus wohlmeinenden Interessenten gab, zerrte mein Reisegefährte an mir und machte deutlich, dass er weiter will und er die angebotene Ware für Schrott hält. Überhaupt hat sich das durchaus freche Anzweifeln der Güte der angebotenen Waren als recht erfolgreiche Strategie herausgestellt. Hin und wieder passierte es uns aber auch, dass wir von den scheinbar beleidigten Händlern zum Teufel geschickt wurden.
Arabische Freunde. Nachdem die Diskussion mit den zwei Studenten für uns als Sieg verbucht werden kann - Martin, als Verfechter des individuellen Handelns, hat beide zunächst sehr selbstbewussten Redner in Grund und Boden versinken lassen - verlassen wir das Hotel. Wir gehen, wie schon am Vorabend, zu einem kleinen Imbiss neben der alten Kashbah um marokkanisches Junk-Food – ein Baguette mit Tomate, Zwiebel, Thunfisch, Kapern, Oliven, Nudelsalat, drei anderen Salaten, noch ein paar mehr Sachen, rote Beete und zu oberst Pommes Frites und Ketchup – zu konsumieren. Dabei treffen wir eine Gruppe junger Araber wieder, mit der wir uns schon am Vortag unterhalten hatten. Zwei von ihnen wollen deutsch lernen, und um ihnen dabei zu helfen, laden sie uns in ihre Kneipe ein. Es wird ein sehr lustiger Abend an dem beide Seiten etwas dazulernen. So übersetzen uns die Araber den Muezzin Ruf, der uns auch
Als die Stimmung ausgelassener wird, lernen wir die wichtigsten Sexualorgane auf arabisch auszusprechen.
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