Sunday, September 18, 2005

Oase Tinerhir


11. September 05, Merzouga-Tinerhir

Als wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang aufstehen ist das Wetter immer noch stürmisch. Wir haben alle wenig geschlafen aber auch der Rückweg auf den Kamelen – jetzt durch den Sandsturm – wird zum Erlebnis.

Ein schlechter Ort für Reisende. Noch am gleichen Morgen reisen wir aus der Auberge LaHamada ab. Ein Landrover bringt uns in temperamentvoller Fahrt zusammen mit den beiden Australiern und David, dem Iren, quer durch die Wüste nach Rissani. Von dort aus wollen wir gemeinsam ein Taxi nach Tinerhir nehmen. Rissani ist ein schlechter Ort für Reisende. Die Bevölkerung ist arm und darauf angewiesen, den Touristen so viel Geld aus der Tasche zu ziehen, wie nur irgend möglich. Damit Touristen ihren Weg nicht ohne Guide finden, sind Wegweiser geschwärzt. Auch der Mann am Taxistand bescheißt uns nach allen Regeln der Kunst.

Während wir um eine 6 stündige Taxifahrt nach Tinerhir verhandeln, vertreibt er alle ortsfremden Taxifahrer, die uns zu einem geringeren Preis transportieren wollen. Ich werde ziemlich wütend und am Ende schreien wir uns nur noch an – mein Französisch reicht inzwischen um einen veritablen Streit zu führen.

Dann aber sind wir wieder unterwegs in einem alten Mercedes auf einer Straße, die schnurstracks durch die Wüste führt.

In Tinerhir angekommen trennen wir uns von den beiden Australiern. David nimmt sich mit uns zusammen das gleiche Hotel.

Entspanntes Tinerhir. Tinerhir ist eine tolle Stadt, man sitzt in Straßencafes und unterhält sich ausgezeichnet mit den Einheimischen. Bis zum Abend kennen wir eine ganze Menge Leute, treffen auch David und den Chef unseres Hotels wieder und sitzen alle zusammen im „des Amis“ am zentralen Platz der Stadt. Es wird Tee getrunken, auf französisch und englisch parliert und den Passanten auf den Straßen zugesehen.

Für die Nacht auf dem Dach unseres Hotels zahlen wir 15 Dirham – Rekord. Dafür nehmen wir in Kauf, dass Dusche und Klo denselben Abfluss haben.

12. September 05, Tinerhir

Heute wollen wir zur Todra-Gorge. Dem gemächlichen Lebensstil der Stadt angepasst gehen wir aber zunächst frühstücken und etwas einkaufen. Dabei treffen wir einen Mann, der unseren Rat sucht: Er möchte an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland etwas mitverdienen und entwirft Armbänder mit „Germany 2006“.

Von uns will er wissen, wie die Farben von Deutschland sind und wieviel er für die Bänder in Deutschland verlangen könne. Wir geben ihm die Auskunft, bis zum Abend will er einige Muster anfertigen und uns zeigen. Wir brechen inzwischen mit dem Taxi nach Todra Gorge auf.

Todra Gorge. Todra Gorge ist ein etwa 300 Meter tiefer Einschnitt in den kahlen Felsen des Atlas. Von dort fließt ein Fluss in die Ebene von Tinerhir, bildet dort eine beeindruckende Oasenlandschaft und verliert sich weiter südlich in der Sahara. Die Palmengärten von Tinerhir sind ein paradiesischer Anblick, inmitten dieser Wüste.

Wir fahren zunächst mit dem Taxi so weit es geht ins Tal hinein und wandern noch ein Stück Flussaufwärts. Die Felswände rücken näher, das Tal wird immer enger und tiefer. Dann kehren wir um und laufen durch die Palmengärten den ganzen Weg zurück nach Tinerhir – etwa 14 Kilometer weit. Für uns Orts-Unkundige ist es praktisch unmöglich, in den labyrinthischen Gärten der Oase den richtigen Weg zu finden. Zwei kleine Jungs, die uns auf der Straße ansprechen, dienen uns deshalb für 20 Dirham als eifrige und vor allem flotte Guides.

Wir marschieren entlang der Bewässerungsgräben, über kleine Mauern und entlang schattiger Trampelpfade. Von Bäumen und Palmen pflücken wir Mandeln, Datteln und Pfirsiche, unsere kleinen Führer wissen genau, wo sich etwas Süßes zu essen findet.

Gelegentlich treffen wir auf Leute, die in den Gärten bei der Feldarbeit sind. Wenn die Mädels uns sehen, fangen sie an zu kichern und lächeln schüchtern zu uns herüber.

Regen in der Wüste. Als wir wieder in Tinerhir sind, beginnt es zum ersten mal auf unserer Tour richtig heftig zu regnen. Unsere beiden Guides bekommen Angst vor dem Gewitter und verabschieden sich eilig. Überhaupt führt der seltene Regen in der Stadt zu tumultartigen Szenen: Als wir mit dem Taxi auf dem Platz vor unserem Cafe eintreffen, rennen Dutzende hinter dem Wagen her und versuchen einen Platz zu ergattern. Offensichtlich hat man es eilig, auf die eigenen Felder zu kommen.

Geschäfte mit Arabern. Zum Abendessen in Tinerhir treffen wir wieder alle unsere alten Bekannten, auch David und den eifrigen Geschäftsmann – Hassan, der in Deutschland 2006 absahnen will.

Mit ihm verabreden wir bei einem Tee, mithilfe seine Muster die Marktnachfrage in Deutschland auszukundschaften. Es macht Spaß mit Arabern Geschäfte zu machen. Von unserem Partner erfahren wir auch mehr über unser nächstes Ziel, Ouarzazate. Dort wurden schon einige Filme wie Gladiator, Lawrence von Arabien oder Spy Game gedreht. Hassan behauptet, Fahrer von Sophia Loren und Brad Pitt gewesen zu sein. Wir sind beeindruckt.