Fortsetzung von Teil I
Da Martins Schlafsack zu kalt ist, verbringen wir die Nacht im kleinen Schlafsaal der Hütte. Dort unterhalten wir uns mit einem polnischen Pärchen und einer portugiesischen Gruppe, die gerade vom Gipfel kommen. Unsere Geschichte vom falschen Gipfel sorgt für einiges Gelächter.
Der Aufstieg. Am nächsten Tag sind wir noch früher auf den Beinen – um halb sieben beginnen wir den Aufstieg in die andere Richtung. Der Weg ist diesmal weniger beschwerlich als am ersten Tag, obwohl es auch hier recht steil bergan geht. Aber auch heute verlieren wir immer wieder den richtigen Weg, die Markierungen sind nur sehr spärlich und mehrdeutig. Aber heute sind wir nicht die einzigen auf unserem Weg und wenn wir die Orientierung verlieren warten wir einfach auf eine Gruppe mit Führer. Da wir nicht immer den einfachsten oder kürzesten Weg nehmen sind wir auch an diesem Tag relativ geschafft, als wir auf dem Gipfel eintreffen. Der Aufstieg war aber weit weniger anstrengend als unser Irrweg am Tag zuvor.
Gipfelkreuz. Der Gipfel auf 4167 Meter bietet einen atemberaubenden Blick rundherum. All die anderen Gipfel des Atlas scheinen von hier ganz weit unten zu liegen. Auch unseren Ausgangspunkt Imlil können wir von hier aus sehen.
Der Abstieg stellt sich als beschwerlicher als der Aufstieg dar. Auf dem Geröll kommt man leicht ins Rutschen, auf großen Felsen findet man nur schwer halt. Ich schlage mir bei einem Ausrutscher die Hand blutig und wünsche mir einen Führer, der einen besseren Weg ins Tal zeigen kann.
An der Hütte nehmen wir das restliche Gepäck auf, das wir dagelassen hatten und beginnen einen zügigen Abstieg ins Tal. Was auf dem Hinweg sechs Stunden dauerte, dafür brauchen wir jetzt nur noch drei. In Imlil besteigen wir ein Taxi bis Asni, von wo wir den Anschluss nach Marrakesch kriegen sollten.
Mit einem Klick auf das Bild
könnt ihr unsere Wanderroute überblicken.
Beschwerliche Heimreise. Aber wieder stellen sich die Taxifahrer als hinterlistiges Völkchen dar. Wie schon in Rissani gibt es nämlich in Asni eine Art Stationschef, der keine Konkurrenz-Situation zustande kommen lässt. Nachdem wir die Lage eine Weile beobachtet haben, stellt sie sich uns folgendermaßen dar: Wir sind die einzigen Touristen am Platz und allen ist klar, dass wir heute noch unbedingt nach Marrakesch wollen. Wie auch alle Einheimischen bieten wir 18 DH für die Fahrt. Die Taxifahrer fordern allerdings 150 DH von uns, da wir darauf nicht eingehen, lässt man uns warten. Plötzlich scheint kein Mensch mehr nach Marrakesch zu wollen, Taxifahrer die sich unser Angebot überlegen werden vom Stationschef dazu gebracht doch nicht darauf einzugehen.
Per Anhalter. Als wir das Spiel durchschauen starten wir jedoch eine unerwartete Gegenoffensive: Wir halten den Daumen heraus und dank unserer Eigenschaft als gut erkennbare Europäer, werden wir sogleich von einem ebensolchen Paar unentgeltlich mitgenommen.
In dem schicken Toyota-Geländewagen sitzen ein Niederländer und seine französische Freundin. Zusammen leben sie seit einigen Monaten in Marrakesch und erzählen uns so einiges über den marokkanischen Alltag. Von bestechlichen Polizisten und falschen Radarfallen, von der „Dutch Community“ in Marrakesch (drei Leute) und vom unvermögen marokkanischer Autofahrer im Allgemeinen.
Am Place Foucault in der Nähe unseres Hotels lassen uns die beiden aussteigen und nach unserem Wochenendtrip in die Berge, fühlen wir uns hier wieder wie zuhause.