Saturday, September 17, 2005

Verwirrte Stadt in der Wüste


13. September (oder 14.?), nach Ouarzazate

Bankkarte weg. Aber vorher noch etwas Ärger: Am Abend vor der geplanten Weiterfahrt verschluckt der Bankautomat meine Karte. Kein Geld, keine Karte. Es bleibt uns nichts anderes, als auf den nächsten Morgen zu warten, wenn die Bank wieder auf macht.

Zusammen mit einigen anderen stehen wir dann pünktlich morgens früh vor dem Gebäude der Banque Populaire in Tinerhir und warten darauf, dass aufgeschlossen wird. Banken sehen auch in Marokko etwas besser aus, als andere Häuser, haben oft sogar angelegte Gärten. Im Innern herrschen allerdings andere Sitten als bei uns. Als ich in der Schlange vor dem Schalter stehe, wird gedrängelt und gedrückt. Derjenige, der gerade an der Reihe ist, genießt keinerlei Diskretion. Er befindet sich mitten in einer Traube von Menschen, die alle sehen wollen, wieviel Geld er gerade ausgezahlt bekommt.

Man bittet mich in ein Büro. Es ist riesengroß, mit hohen Decken, aber fast total leer. Hoch oben an der Wand hängt natürlich das Bild des Königs. Ansonsten steht da noch ein kahler Schreibtisch mit Computer. Ein Kabel ist in eine Steckdose in der Wand eingestöpselt. Nach einiger Wartezeit bekomme ich meine Karte wieder ausgehändigt, zusammen mit einem Bankangestellten, versuche ich noch einmal am Automaten Geld abzuheben. Es funktioniert noch immer nicht. An einer anderen Bank funktioniert es dann.

Frust in Ouarzazate. Dann weiterfahrt nach Ouarzazate, heute Mittag rumhängen in selbiger Stadt. O. ist wohl die No. 1 abkacker-Stadt auf unserer bisherigen Tour. Sie ist zum Großteil noch recht neu und hat kein richtiges Zentrum. An der Stelle wo auf dem Plan „Souq“ steht, ist lediglich ein größeres Geröllfeld aus.
Die ganze Landschaft ist überdies mit Bauruinen durchsetzt. Die westliche Filmindustrie hat zwar einige Annehmlichkeiten, wie Stoffservietten und Wasserspülungen auf echten Toiletten gebracht, das wird aber durch die allgemeine Verwirrung in dieser Stadt wieder wett gemacht:
Fragt man nach dem Weg, wird man grundsätzlich zum Flughafen geschickt. Straßenschilder hängen an den falschen Straßen – sofern Straßen oder Straßenschilder überhaupt vorhanden sind.

Der Portier in unserem Hotel wollte uns zudem standhaft weismachen, dass heute schon Mittwoch der 14. sei. Für etwa eine halbe Stunde hat er uns ernsthaft verunsichert.
Nach all diesen Frustrationen haben wir uns jetzt in unsere erste marokkanische Patisserie zurückgezogen und warten bis die Wäsche in unserer ersten marokkanischen Lavanderie fertig wird.